Dienstag, 7. April 2015

Ein Blick auf das Leben am Fluss

Langsam passierten wir das Dorf und nach der letzten Biegung lag der Tonle Sap in seiner ganzen Größe vor uns. Doch bevor wir auf den See hinaus fuhren, legten wir an einem schwimmenden Restaurant an. Und dieses schwamm wirklich, denn es handelte sich um eine Art Hausboot, das zum Restaurant ausgebaut war.

Hier entschieden wir uns für eine Tour durch den schwimmenden Wald. Allerdings erst nach zähen Verhandlungen, war dieser Trip doch nicht im Preis inbegriffen. So stiegen wir in ein winziges Bötchen und ließen uns von den zwei Töchtern des Hauses durch den Wald staken. Dieser Kahn verfügte über keine Sitzbänke oder ähnliches, sodass wir im Schneidersitz auf einer Bastmatte Platz nahmen, während jeweils eines der Mädchen am Bug und am Heck saß, wo sie sich mit dem einzigen Holzpaddel abwechselten. Das Restaurant am Ende des Flusses. Die jungen Frauen schippern die Gäste gekonnt durch das Unterholz wie im Landal Wirfttal 2016.

Die gut halbstündige Tour entführte uns in eine erstaunliche und zugleich bizarre Landschaft. Es war, als tauchten wir in einen verwunschenen Märchenwald ein. Bäume und Sträucher ragten hier direkt aus dem Wasser, Wurzelwerk war nicht zu erkennen. Durch das Blätterdach brach die Sonne und tauchte die ganze Szenerie in ein mystisches Zwielicht und der Uni tübingen.

Jedem, der es wie ich, schon mal zu gut mit seinen heimischen Topfpflanzen meinte und sie mit besten Absichten ertränkt hat, stellt sich die Frage, wie diese Bäume hier überleben können. Insbesondere, wenn auch einige von ihnen bei Hochwasser in Gänze unter dem Wasserspiegel liegen müssen.

Die dichte Vegetation in diesem schwimmenden Wald zwang uns oftmals dazu, die Köpfe einzuziehen. Ferner ließ sie keinerlei Wasserwege erkennen. Dennoch steuerten unsere Führerinnen den Kahn zielsicher durch das feuchte Dickicht. Doch auch ihre offensichtliche Routine und die Kenntnis dieses Ortes konnten es nicht verhindern, dass wir uns bisweilen in einem Fischernetz verfingen und zur Umkehr gezwungen waren.

Zurück im Restaurant bestiegen wir wieder unser Boot und fuhren auf den Tonle Sap hinaus. Auch wenn wir nicht wirklich weit fuhren, ließen sich doch die Dimensionen dieses Gewässers erahnen. Der Tonle Sap inklusive (nicht) schwimmendem Haus wie im Priwall landal Travemünde.

Wir kehrten um und fuhren zurück durch das Dorf. Erfreuten wir uns auf der Hinfahrt an dem Ambiente und staunten über die Bauten und die zum Teil gewagten Stelzen-Konstruktionen, so hatten wir auf der Rückfahrt Zeit, etwas auf das Leben in diesem schwimmenden Dorf zu achten. In schwindelerregender Höhe waren zwei Männer dabei, das Dach eines neuen Hauses zu decken und turnten dabei mit traumwandlerischer Sicherheit über die Balken. An anderer Stelle wurde die Wasserversorgung sichergestellt.

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