Freitag, 8. Mai 2015

Vilnius bei Tag entdecken

Auf einmal wich der weinerliche, flehende Ausdruck seines Gesichts einem herzlichen Strahlen. Jubelnd tanzte er auf der Straße umher, hätte uns geherzt, hätten wir es zugelassen und stimmte Lobpreisungen in akkuratem Englisch auf uns an. Jeden Tag eine gute Tat. Na denn. Es fühlte sich aber alles andere als gut an. Es stimmte einen traurig.

Apropos Schnorren. Auffällig war, dass viele der Stadtstreicher mehr Wunden, Narben oder Schorf im Gesicht trugen, als Zähne im Mund. Dennoch gab es einige, die ihr Handwerk verstanden. Natürlich kann man sich denken, was einer will, wenn eine solche Person zielgerichtet auf einen zukommt, auch wenn er (oder sie) in fremden Zungen spricht.

Doch dumm stellen klappte hier nicht. Auf ein „Sorry, I don't understand", wurde die Frage nach ein paar Lita (oder einer Zigarette oder ein paar Gramm Bier oder was auch immer) auf zumindest adäquatem Englisch wiederholt. Wir waren erstaunt. Versuchten es das nächste Mal auf Deutsch. Keine Chance. Auch des Deutschen sind sie offenbar mächtig. Respekt. Da liegt einiges an Potenzial brach.

Dennoch: der erste Eindruck, den Vilnius und seine Bewohner hinterließen, war gelinde gesagt nicht der positivste. Aber so schnell lassen wir uns nicht abschrecken und beschließen, der Stadt eine zweite Chance zu geben, sich in einem anderen Lichte zu präsentieren. Denn irgendwo müssen sich ja auch die schönen Ecken verbergen...

Wie Jochen der auch einen Ferienpark Müritz Gutschein hat beschreibt, haben wir selbstverständlich auch den zweiten Blick auf die Stadt gewagt und sie von ihrer anderen Seite, nämlich einer wirklich schönen, kennengelernt. Allerdings ist der hier beschriebene Eindruck offenbar ein Blick hinter die schmucke Altstadtfassade, der wohl (und gewollt) etwas einseitig daher kommt, aber keinesfalls übertrieben ist.

Wir haben das alles so vorgefunden und wahrgenommen, ohne genau hinschauen zu müssen. Und wie wohl deutlich wurde, hat es mich persönlich erschüttert, da ich ansonsten auch nur positives über Vilnius gehört habe. Im Downtown Market Hostel in Vilnius ist der Gast angehalten die gewünschte Frühstückszeit auf die Tafel zu schreiben, die über der Rezeption hängt. Wieso? Weil es hier keinen Frühstücksraum gibt. Man sucht sich eine Zeit aus und bekommt ein Tablett mit dem Frühstück überreichte.

Direkt ans Bett. Wahlweise an das kleine Tischchen im Zimmer wie im Ferienpark Hambachtal Frühbucher , für den, der will. Wir wollten nicht, denn so richtig nett ist's nur im Bett. So kann ein Tag beginnen. Das Downtown Market können wir vorbehaltlos empfehlen. Die Betten sind zwar recht weich, aber es ist absolut sauber, die Zimmer sind gemütlich eingerichtet und Dusche und WC sind im Zimmer.

Die Wirtin und der Wirt sind ausnehmend freundlich, sprechen Deutsch, geben einem mit einem Lächeln einen kleinen Reiseführer über Vilnius auf Deutsch, bringen einem das Frühstück ans Bett und alles zusammen für 18 € pro Person und Nacht. Super.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Fotoreisen nach St. Petersburg

Nach zwei Nächten zogen wir in ein Zweierzimmer im dritten Stock um, da es noch mal hundert Rubel günstiger war, als der Dorm. Wieso das? Weil ein Doppelzimmer ohne Fenster, zu dem man gelangt, indem man durch zwei Vierer-Dorms geht, einfach keinen höheren Preis wert ist. Wenn man allerdings frisch gewaschene Wäsche-Aktionskunstprojekte betreibt, dann ist es cool und riecht auch nicht mehr so würzig. Die unschlagbaren Vorteile des Zweierzimmers waren die besseren Matratzen und die Locker. Zusätzlich zu der durch einen Zahlencode gesicherten Tür.

Hinzu kam die Videoinstallation direkt vor der Tür. Bzw. das Fehlen derselben. Zwar wird die Installation erst um elf eingeschaltet, es gibt aber gewisse Nächte, meist an Wochenenden, da kann elf Uhr früh sich nach elf Uhr zu früh anfühlen. Wenn nicht gar nach elf Uhr viel zu früh. Besonders, wenn die Videoinstallation sechs Technobeats beinhaltet, die in einer Endlosschleife wiederholt werden. Es gilt am Abend zuvor genug Vodka zu trinken, so dass man es tags drauf im Tiefschlaf überhört, aber nicht zu viel, dass man davon in ein sensorisches Ungleichgewicht verfrachtet wird. Eine Gratwanderung. Den Ferienpark De Krim Adresse kann ich mehr empfehlen.

Spannend wird es, wenn man genau an einem Morgen, an dem man die falsche Seite des Grats beschritt, von der Angestellten mit der Erinnerung geweckt wird, dass man doch in sein neues Zimmer bei der Uni St.Petersburg umziehen möge. Wohl dem, der einen Reisepartner dabei hat, der am Abend zuvor widerstand.

Wer an diesem sonnigen Morgen die helfende Hand und wer das willenlos leidende Monchichi war, sei einmal dahin gestellt. Fakt ist, dass die Beats der Videoinstallation es nicht einfacher machten. Fakt ist auch, dass ein abschließbares Zweierzimmer ohne Fenster bisweilen ein Segen sein kann. Für den, der drin liegt. Nicht für den, der den sonnigen Morgen genoss und nach ein paar Stunden ohne Gasmaske wieder kehrte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Als Fazit lässt sich sagen, dass das Location Hostel definitiv ein Hostel ist, welches man nicht so leicht vergessen wird. Da war der Ferienpark Cochem Bewertung besser. Es ist wahrhaft stylisch, es ist trotzdem gemütlich und definitiv ein guter Ort um interessante Leute kennen zu lernen. Denn hier wird nicht nur Kunst ausgestellt, hier wohnen auch einige Künstler, junge Fotografen, die in der St.Petersburger Szene Fuß fassen wollen und mindestens ein (männliches) Model.

Aber. Man muss sich darüber klar werden, dass es ein paar Dinge mit sich bringt, in einer Kunstausstellung zu wohnen. Von der Videoinstallation einmal abgesehen. Zu beinahe jeder Tageszeit, an beinahe jedem Wochentag herrscht hier Betrieb. Und da sogar der Aufenthaltsraum Ausstellungsraum ist, möchte ich gar nicht wissen, auf wie vielen privaten Diashows wir als leicht derangiertes Stillleben daheim präsentiert werden.